→ gebaut.eu Startseite          

Die „romanischen“ Westportale des Bremer Doms
– wahrscheinlich aus der Zeit der Spätgotik –


Das Eingangsgeschoss des Bremer Doms, seit 1888 eine nicht ganz detailtreue Replik, wird in seiner vom 16. bis ins 19. Jahrhundert immer wieder dargestellten Form üblicherweise als Werk des frühen 13. Jahrhunderts, eventuell sogar des späten 12. Jahrhunderts angesehen.
Nach einigen Anzeichen ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass seine seit 1532 immer wieder abgebildete heutige Aufteilung erst bei dem Umbau von 1502 bis 1522 entstand,
hier also ein Fall romanischen Formen aus spätgotischer Zeit vorliegt. Man könnte auch von spätgotischer Neoromanik sprechen, oder allgemeiner von retrospektiver Architektur. Die Bremer Domportale wären durchaus kein Einzelfall.
Ein wichtiges Anzeichen ist das Stadtsiegel von 1230. Während Stadttore in Stadtsiegeln und Wappen relativ selten ortsspezifische Merkmale aufweisen, also eher einfach ein Stadtlogo waren, sind Kirchen in solchen Hoheitszeichen üblicherweise mit den Besonderheiten der wichtigsten Kirche am Ort abgebildet (Beispiele Bonn, Groningen und Reims). Ein weiteres wichtiges Zeichen ist die Verglasung über den Türstürzen.

Bei analytischer Betrachtung der Westkrypta ist das nördlichste der drei Portale noch heute von innen zu erkennen.

Nach Zerstörung des Vorgängerbaus durch eine Großbrand im September 1041 hatte Erzbischof Bezelin den noch heute erkennbaren Grundriss für den Neubau in den Ausmaßen des damaligen Kölner Doms festgelegt, für eine dreischiffige Basilika mit einem östlichen Querhaus und zwei Rechteckchören. Als Unterbauten für die beiden Chöre in jeweils denselben Konturen wurden unter seinem von 1043 bis 1072 amtierenden Nachfolger Adalbert die Krypten errichtet und geweiht.

Die Erstellung des Stadtsiegels fiel in die Zeit der romanisch begonnenen, dann aber überwiegend frühgotischen Umgestaltung des Doms im 13. Jahrhundert, die wohl größtenteils in der Regierungszeit Erzbischof Gerhards II. aus dem Hause Lippe stattgefunden hat, 1219–1258. Sie umfasste zwei Maßnahmenkomplexe, zum einen die Errichtung einer Zweiturmfassade im Westen einschließlich der Verlängerung des Westchors und der darunter gelegenen Westkrypta auf eine Linie mit den Westwänden der neuen Türme, zum anderen die Einwölbung der bisher flachgedeckten Basilika in Verbindung mit einer weitgehenden Erneuerung der Außenmauern des Chors und der Hochschiffswände.
Über dem Westchor, also der heutigen Orgelempore, gibt es ein Kreuzgratgewölbe und ein Gewölbe mit schweren Bandrippen. Obwohl auch schon spitzbogig, sind sie doch altertümlicher als die übrigen Gewölbe des Kirchenraumes. Daraus wird geschlossen, dass die Errichtung der Westtürme und die Einwölbung des Westchors vor der Einwölbung des übrigen Kirchenraumes begonnen wurde.

Vierhundert Jahre später wurde, wohl als verzögerte Reaktion auf einen Brand des Nordturms, 1483 mit erheblicher Beschädigung des Nordseitenschiffs, 1602 wieder ein großer Umbau begonnen: Das bisher basilikale Nordseitenschiff wurde durch ein breiteres von der Höhe des Mittelschiffs ersetzt. Zu einem vollständigen Umbau zu einer Hallenkirche kam es nicht mehr, vielmehr zwang die Hinwendung der Stadt Bremen und auch großer Teile des Erzstiftes zu Reformation 1522 zu einem behelfsmäßigen Abschluss der Arbeiten. Immerhin wurde die Westkrypta im Osten verkürzt und der Westchor zu einer Orgelempore umgebaut, die Orgel dort 1528 installiert.


Abbildungen des Doms

Das stadtbremische Siegel von 1230:

    

Das Siegel wurde um oder bald nach 1230 geschnitten. Zu der Zeit konnte der Bau der Turmfassade schon weit fortgeschritten sein, vielleicht mit noch niedrigen Türmen sogar fertig, während Langhaus und östliche Teile noch auf Jahrzehnte eine Großbaustelle waren. Ein Siegel sollte Solidität ausdrücken. Da war zu zeigen, was man hatte, nicht was man vorhatte.

Das damals neue Rosenfenster ist geradezu liebevoll gezeigt. Im Gegensatz zu den nächstjüngeren Abbildungen ist korrekt dargestellt, dass es sich in einem Vollgeschoss, also unterhalb der Mittelschiffstraufen befindet.
Genauer betrachtet ist die Fläche darüber noch kein Giebeldreick, sondern das Mittelschiffsdach ist nach Westen abgewalmt.
Anders als in der heutigen Realität gibt es keine Portale in den Erdgeschossen der Türme, sondern drei Tore zwischen den Türmen.
Erstellt wurde der Stempel des Siegels lange vor der Aufstockung des Nordturms unter dem Dombaumeister (von der Funktion her eher Dombauherren) Doneldey und dem Erzbischof Burchard Grelle und vor möglichen anderen Turmerhöhungen, die in keiner Chronik notiert wurden.
Daher lässt sich nicht sagen, ob hinsichtlich der Türme 1230 eine Symmetrie oder eine Asymmetrie bestand.

Gegen die u. a. von Helen Rosenau geäußerte Vermutung, eine Zweiturmfront mit drei Portalen zwischen den Türmen sei so etwas wie ein Kirchenlogo gewesen, spricht zweierlei: Es gibt zwar zahlreiche mittelalterliche Stadtsiegel mit Kirchen, aber die Darstellung allein der Westfassade und dieser mit drei Portalen zwischen den Türmen ist für das Hochmittelalter selten wenn nicht einmalig. In der Realität waren drei Portale zwischen zwei Türmen eher die Ausnahme (Kathedrale von Chartres). Kirchen mit zwei Westtürmen und drei Westportalen haben (und hatten) üblicherweise ein Portal zwischen Türmen und je eines in beiden Türmen.

1 6 .   u n d   f r ü h e s   1 7 .   J a h r h u n d e r t

Im frühen 16. Jahrhundert entstanden kurz nach einander zwei Abbildungen der Westfassade des Bremer Doms.
beide zeigen in Anlehnung an das Stadtsiegel den Dom zwischen Gründungsbischof Willehad und Karl dem Großen,
die Gestaltung der Fassade ist jedoch sehr unterschiedlich.

Gründerrelief im Dom:
(Darstellung des Bremer Doms im Bremer Dom)

Gründerrelief von 1512 an der Brüstung der Orgelempore

Beim Umbau des Westchors zur Orgelempore wurde deren Brüstung um 1512 als Reliefband gestaltet, darin in der Mitte ein Stifterrelief nach dem Vorbild des Stadtsiegels. Dieses Relief zeigt die Domfront mit drei Portalen zwischen den Türmen, allerdings etwas ornamental verfremdet. Trotz wesentlich größeren Formats und bildhauerischer Feinheit ist das Gründerrelief insgesamt ungenauer als das Stadtsiegel:
Das Rosenfenster ist realitätsfern im Giebeldreieck platziert und daher zu klein. Dementsprechend fehlt der Blendenschmuck des Giebels.
Die Galerie unterhalb des Rosenfensters, im Stadtsiegel nicht gezeigt, ist im Gründerrelief übergroß, aber nur zwischen den Türmen abgebildet.
Hier haben beide Türme einen waagerechten Mauerabschluss. Die Turme unterscheiden sich von einander in den Geschosshöhen und den Dachformen:
Der Nordturm hat eine hohe Spitze, der Südturm, in Stadtpanoramen und in Bruyns Gemälde mit einem Kreuzdach versehen, hat im Gründerrelief ein etwa 60° geneigtes Zeltdach.

In den Türmen gibt es keine Tore. Die Gruppe von drei Portalen zwischen den Türmen wirkt ornamental verfremdet. Erstaunlicherweise ist – im Tympanon des übergroßen Mittelbogens – das kleine Mittelfenster dargestellt, das sich real – lange Zeit durch eine Wandskulptur kaschiert – zwischen den Bögen der beiden Blendarkaden befand und auch heute befindet. Falls die Eingangspartie erst um 1500 ihre heutige Aufteilung bekam, ist nachvollziehbar, dass man sich bei dem Gründerrelief am Zustand vor dem Umbau orientierte.

Das Gemälde im Rathaus:

Das Fresco von Bartholomäus Bruyn ist die erste in vieler Hinsicht exakte Abbildung des Doms. Trotzdem leistete Bruyn sich ein paar künstlerische Freiheiten:
Bei den Portalen ist der Bereich unterhalb der Stürze der Eingangstüren auf das Doppelte überhöht, und der Giebel des Mittelschiffs ist zu breit, die Türme zu schmal dargestellt.

Beim Vergleich mit der Zeichnung von Dahlberg und Fotografien fällt auf,
dass Bruyn die real spitzen Kleeblattbögenen (genasten Spitzbögen) der Jungfrauengalerie rundbogig gemalt hat.
Die Geschosshöhen beider Türme unterscheiden sich bei Bruyn kaum, ebenso die Höhenlagen der Basen der beiden Dächer, des hohen spitzen Pyramidendachs auf dem Nordturm und des Kreuzdachs auf dem Südturm. Im Nordturm hat er das Geschoss mit dem sehr schmalen kleinen Fenster zwischen zwei Zwillingsblenden weggelassen. Ihm ähnelt das Geschoss, das er auf dessen Höhe im Südturm dargestellt hat. Kräftige Kapitelle lassen die Schallöffnung im Glockengeschoss von Bruyns Südturm als romanisches Vierfachfenster erscheinen. Bippen fand auch das fensterlose Geschoss darüber romanisch. Nur die mit einer Figur geschmückte Blendnische im Giebeldreieck des Kreuzdachs ist in Bruyns Südturm eindeutig spitzbogig.

Stadtansichten bis zum Einsturz des Südturms:

Die Darstellung beider Türme in den in den folgenden hundert Jahren erstellten Stadtansichten ist zwar mehr oder weniger vereinfachend, aber doch beachtenswert:
Im Holzschnitt von Hanns Weigel, wie alle seine Werke entstanden zwischen 1549 und vor 1577, hat auch das Pyramidendach des Nordturms Giebeldreiecke.
Die Basen beider Turmdächer sind in annähernd gleicher Höhe platziert,
der Südturm in seiner Gesamthöhe durch ein sehr steiles Kreuzdach und eine hohe Wetterfahne dem Nordturm angenähert,
dessen Spitze zudem durch den oberen Bildrand abgeschnitten ist. Die Liebfrauenkirche hat bei Weigel nur einen einzigen Turm.
Der 1572 (oder 1577) herausgegebene 1. Band des Werkes Civitates Orbis Terrarum des Verlegers Georg Braun und des Kupferstechers Frans Hogenberg zeigt von Bremen ein Panorama mit Betrachterposition jenseits der Weser und einen Vogelschauplan.
Das Weserpanorama stimmt teilweise mit dem Holzschnitts von Hanns Weigel überein,
ist aber hinsichtlich der Türme der Liebfrauenkirche und des Doms offensichtlich realitätsnäher.
Beide Türme sind mit Giebeldreiecken dargestellt, aber der Nordturm mit hoher Spitze hat unterhalb davon vier Freigeschosse,
der Südturm ein Kreuzdach und unterhalb nur drei Freigeschosse.
Der Vogelschauplan ist wegen seiner Kolorierung beliebt, aber topografisch besonders ungenau.
In diesem Plan haben beide Türme nur zwei volle Freigeschosse, der Nordturm korrekterweise ein hohes spitzes Dach mit umlaufender Traufe, der Südturm ein deutlich niedrigeres Kreuzdach. Dessen Ecken liegen etwas niedriger, als die Traufe des Nordturms.

Wilhelm Dilich brauchte sich nicht auf Fremddarstellungen zu verlassen, da er selber mehr als einmal in Bremen war.
In seiner illustrierten Chronik Bremens von 1603 hat im weserseitigen Stadtpanorama der Nordturm vier Freigeschosse unter der umlaufenden Traufe seines hohen Pyramidendachs,
der Südturm drei Freigeschosse unterhalb der Giebeldreiecke seines Kreuzdachs.
Auf dem landseitigen Panorama haben beide Türme je ein Freigeschoss weniger.
Dilichs Vogelschauplan lässt sich so verstehen, wie sein Weserpanorama, da er das unterste Fenster des Südturms in Traufenhöhe des Schiffs eingezeichnet hat,
dabei die neue, hallenartige Bauform von der Nordseite auf die Südseite der Kirche verlegend.
Die Häufung der gleichartigen Unterschiede in Mauerhöhen und Geschosszahlen in den Stadtansichten drängt zu einer differenzierteren Bewertung der großformatigen Domansichten in Emporenbrüstung und Rathaushalle.

Westansicht zw. 1883/84 und 1887/88

Zeichnung von Erik Dahlberg 1695

Ausschnitt aus Ta(b). XV der Dilich-Chronik 1603

Ausschnitt aus Georg Braun & Frans Hogenberg: „Brema“ in Civitates Orbis Terrarum 1572

Ausschnitt aus M. Bruyns Fresco im Rathaus 1532
Rekonstruktionsversuch:

Das Gemälde im Rathaus lässt sich in Richtung größerer Realitätsnähe bearbeiten: Die Löwen lassen genug Platz, sie zu retuschieren und das Erdgeschoss zu vervollständigen. Der Nordturm kann durch Einfügen des dem fehlenden Geschoss ähnlichen vervollständigt werden. und das ganze auf die Proportionen zu bringen, die für bis 1887 erhaltenen Teile dokumentiert sind. Dass Bruyn den Umhang des Kaisers vor die linke untere Ecke der Fassade hängen ließ, ist als Kunstgriff durchschaubar, eine schon damals leere Skulpturenkonsole zu verdecken.


Angleichung der Darstellungsgrößen, Begradigung der Dahlberg-Zeichnung von 1695
und Versuch der Rekonstruktion der Fassade von 1532


Turmruine im 17. Jahrhundert:

Ein anonymes und undatiertes Ölgemälde der Ruine des Südturms ist heute im Dommuseum zugänglich. Nach dem Ausmaß der dargestellten Substanzverluste im Vergleich zu der 1661 in der Koster-Chronik gedruckten Darstellung von Johan Nutzhorn dürfte es vor dieser entstanden sein, aber wohl nach dem Brand des Nordturms 1656, sofern die im Vogelschauplan von Matthäus Merian d. Ä. um 1640 angedeutete Einschalung des Südturms real war und bis zum Brand bestand. (*) Die Belegkraft eines Gemäldes ist zweifellos geringer als die einer Fotografie. Trotzdem sei auf kleine Details hingewiesen: Der Schutt vor der Blendarkade unten am ersten Turmobergeschoss verdeutlicht den Rücksprung der Turmobergeschosse im Verhältnis zum Eingangsgeschoss. Die Wandquader an der Südwand nahe der Gebäudeecke zur Eingangspartie sind – über die Helligkeit oberhalb eines mit dargestellten Schattenwurfs hinaus – deutlich heller als die der übrigen Südwand. Auch in der nicht vom Sonnenlicht beschienenen Westwand ist die Wandfläche der Portalzone heller dargestellt als die Westwand der darüber liegenden Turmgeschosse und des Mittelschiffsgiebels. Das könne ein Hinweis auf deutlich geringeres Alter sein, eben den Unterschied zwischen frühem dreizehnten und frühem sechzehnten Jahrhundert. Der Helligkeitsuntefschied ist sogar noch auf manchen Fotos des 19. Jahrhunderts zu erkennen.

Vogelschauplan BREMA,
Matthäus Merian zw. 1638 u. 1642


Ölgemälde des Südturms, anonym, nach
Brand des Nordturms 1656, vor Nutzhorn


J. Nutzhorn, nach Brand d. Nordturms,
gedruckt 1661 in der Kosterchronik


Foto von Louis Oscar Grienwaldt, zw.
1864 (Börse) und 1879 (Straßenbahn)


Zeichnungen und Fotos aus dem 19. Jahrhundert:

Beachtenswert in Fotos des Doms vor der Erneuerung sind die Unterschiede zwischen den Geschossen:
Vom dritten zum vierten Obergeschoss gibt es einen seitlichen Rücksprung der Südecke der Westwand um etwa einen Meter, aber die Südwand selber zeigt keinen Rücksprung. Von den Obergeschossen unterhalb des Rücksprungs haben die beiden unteren romanische Blendengliederungen, das dritte schon spitzbogige. Die nächsten beiden oberhalb des Rückspungs zeigen gotische Blenden und Fenster. Das oberste Geschoss ist kaum gestaltet und hat hellere Oberflächen. Die Schlichtheit findet sich schon im Gemälde von Bruyn, das dieses Geschoss noch ohne Uhr zeigt.
Die beiden Geschosse oberhalb des seitlichen Rücksprungs dürften aus der chronikalisch überlieferten Turmerhöhung unter Erzbischof Burchard Grelle ab 1345 stammen. Das Geschoss darüber ist mit seinen helleren Wandoberflächen als jünger anzunehmen. Der Mangel an Zierrat legt nahe, es den Provisorien zuzurechnen, mit denen der Domumbau um frühen 16. Jahrhundert abgeschlossen wurde.


Bremer Dom von Osten (aus dem Baumhof) um 1820

Weitere derartige Provisorien sind die Schleppdächer über den Seitenschiffen. In einer um 1820 angefertigten Zeichnung des Doms von Osten ist unterhalb des Schleppdachs des Südquerhauses das erhaltene Traufensims aus romanischer oder frühgotischer Zeit zu sehen. Eine weitere Spur des eiligen Bauabschlusses war ein nicht zu Ende geführter Fries in der Nordfassade. Diese Baudetails bestärken die Vermutung, auch in der schlichten hölzernen Galerie ein Provisorium zu sehen, die im Bruyngemälde die Erdgeschosszone der Westfassade nach oben begrenzt. Sie ist ein weiteres Indiz, dass diese Zone 1532 neu war.

Anbei eine Bemerkung zu den Skulpturen zwischen und neben den Bögen des Eingangsgeschosses:
Bei Bartholomäus Bruyn hängt auch rechts außen eine Figur. Die Figurenposition links außen wird vom Umhang Karls des Großen verdeckt.
Bei Dahlberg gibt es in beiden Außenpositionen keine Figur.
Die rechte kann leicht beim Einsturz des Südturms verloren gegangen sein.
Der Umhang Karls des Großen dürfte kaschiert haben, dass links schon 1532 die äußere Skulptur fehlte (s. o.).


Unterer Teil der Westfassade um 1887
(Bremer Domportale vor der Erneuerung

Das Maßwerk der Oberlichter mit seinen sphärischen Dreiecken trägt spätgotische Züge.

Spätgotisch einzuordnen ist doch wohl auch die Gestaltung der Fenster,
die 1532 in den Blendarkaden zwischen den Westportalen dargestellt sind,
im 19. Jahrhundert dann aber schlichten Türen zu der damals als Lagerraum genutzten Westkrypta gewichen waren. Um 1500 etwas umgestaltet worden ist die Eingangspartie also auf jeden Fall.


Linkes Westportal vor 1888

Gekreuzigter Christus, 14. Jh., bis 1888 im rechten Bogen der Westfassade

Kreuztragender Christus, um 1490, bis 1888 im linken Bogen der Westfassade

Tafel am kreuztragenden Christus

Die Skulpturen in den Bögen, also der kreuztragende Christus im linken Bogen und der gekreuzigte Christus im rechten Bogen, bilden zwar thematisch eine Bilderfolge, wurden aber nicht als Bilderfolge geschaffen: Der gekreuzigte Chistus ist wahrscheinlich der früher entstandene, von Reinhard Karrenbrock dem weichen Stil des frühen 15. Jahrhunderts zugerechnet. Sein Gesicht ist bartlos oder nahezu bartlos und wirkt fast jugendlich. Der kreuztragende Christus wird von Alfred Löhr auf das späte 15. Jahrhundert eingeschätzt, dürfte als in der Zeit um oder nach dem Turmband entstanden sein, der den Anstoß zum Domumbau von 1502–1522 gab. Er hat einen kräftigen Bart und eine beginnende Stirnglatze. An seinem wallenden Gewand lehnt in Höhe der Unterschenkel aber ohne Verbindung zu diesen eine Tafel, die statt mit lesbarer Schrift mit vier Zeilen einer Folge flacher Noppen im Wechsel mit kurzen Leisten gefüllt ist. Sie könnten als Matrix zur Befestigung des eigentlichen Schriftträgers gedacht gewesen sein, oder – vgl. Provisorien – schneller Ersatz für einen echten Text. Größe und Lage der Tafel passen eher zu einer Position etwa in Augenhöhe der Betrachter, als für die Position in der Westfassade mehrere Meter über den Betrachtern. Angesichts dieser zusammenimprovisierten Dekoration sei an die um 1400 entstandene Fassadenausstattung des benachbarten Rathauses mit 16 sorgfältige abgestimmten überlebensgroßen Skulpturen erinnert.

Das Brautportal an der Nordseite des Langhauses wurde auf Beschluss von 1817 nach dem Vorbild der Westportale umgestaltet. Das spätgotische Maßwerk in romanischer Arkatur kann hier eine Wiederverwendung aus dem südlichen Westportal sein, das auf frühen Abbildungen der Turmruine noch in der Form von 1532 dargestellt ist, während Fotos vor 1888 von den Gewänden eingerahmt eine Wand mit einer einfachen spitzbogigen Tür zeigen.


Nordseite des Bremer Doms, Tuschezeichnung von Anton Radl 1819

Foto der Nordseite des Bremer Doms vor 1888
(Bremer Dom schon ohne angebaute Gottesbuden)

Die Westkrypta

Ein Hauptportal aus drei Toren zwischen beiden Westtürmen bedeutete bei der Raumaufteilung des Bremer Doms,
dass die Westkrypta die Eingangshalle zum Kirchenschiff bildete. Das erfordert ihre genaue Betrachtung:

Ihr Fußboden liegt heute 30 bis 40 cm unter dem Straßenniveau am Fuß der Domstufen. Das Straßenniveau steigt üblicherweise im Lauf der Jahrhunderte an. So wurde etwa 60 m westlich der Domportale der Torweg der porta contra forum 1,6m unter dem neuzeitlichen Straßenpflaster gefunden, und das Pflaster des Marktplatzes aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lag großflächig etwa 1,2 m unter dem heutigen (Dieter Bischop: Marktgrabung 2002). Daher dürfte der Fußboden der Westkrypta zur Zeit ihrer Anlage und zur Zeit der Errichtung der Westtürme über dem Bodenniveau des Vorplatzes gelegen haben.

Wenn der Hauptzugang zum Kirchenschiff durch die (umgenutzte) Krypta führte, erforderte das eine Verbindung zwischen Krypta und Kirchenschiff, die große Menschenmengen bewältigen konnte und die für Prozessionen geeignet war. Die archäologischen Befunde vom östlichen Ende der Krypta vor 1502 stehen einem Aufgang aus zwei breiten sanft ansteigenden Treppen nicht entgegen, siehe die
Grabung von Helen Rosenau 1931.



Westkrypta,
Übersicht aus Nordosten



Westkrypta,
Mittelschiff aus Westen



Mittleres Kapitell der nörd-
lichen Arkade aus SSW

Orte der Stille waren Krypten auch in vielen anderen mittelalterlichen Kirchen nicht.
Wo in Wallfahrtskirchen bedeutenden Reliquien aufbewahrt und gezeigt wurden, schuf man getrennte Ein- und Ausgänge,
um durch einen Besucherfluss in kurzer Zeit Pilgern in großer Zahl zu ermöglichen, einer Reliquie nahe zu kommen.
Die Funktion als Eingangshalle wäre wohl einmalig, aber weit zum Kirchenschiff offene Krypten gab es auch andernorts

Nicht zuletzt interessieren Spuren von Umbauten, die seit der Westverlängerung und bis 1532 an der Westkrypta vorgenommen wurden. Auf jeden Fall finden sich in der Vorderen Krypta Hinweise auf Veränderungen, die nach dem Baubeginn der Westtürme vorgenommen wurden. Zu den Spuren des 1522 provisorisch beendeten Umbaus gehören zwei als Kapitelle genutzte Säulenbasen, wahrscheinlich von der alten Ostwand der Krypta.
In den Säulenteil des nordwestlichen Pfeilers wurde passend die Basis einer wandbündigen Säule eingesetzt.
Die in die mittlere Säule der Nordarkade als Kapitell eingesetzte Säulenbasis hat an drei seiten sorgfältig gearbeitete Ringwulste. An der heutigen Südseite ist sie durch grobe Behauung den übrigen Seiten angeglichen, aber nahe einer Ecke gibt es eine durch glatte senkrechte Flächen begrenzte Aussparung, geeignet zum Einsetzen eines hölzernen Bauteils, beispielsweise eines Rahmens. der vorher in der Wand verborgene Teil relativ grob den Ringwulsten der vorher freiliegenden Seiten angenähert.


Wilhelm v. Bippen: Grundriss der Westkrypta, 1888

Wilhelm v. Bippen: Längsschnitt der Westkrypta, 1888

Wie der 1888 von Wilhelm von Bippen vorgelegte Grundriss zeigt, gab es schon vor Salzmanns Domerneuerung beiderseits ähnliche Einengungen an den westlichen Teilen der Längsseiten. Die Nachtäglichkeit der Einengungen ist and den Gurtbögen und einem in das Mauerwerk der Westwand integrierten Bogen zu erkennen, die an den Außenwänden der Krypta weit oberhalb der Kämpferhöhe verschwinden. Mit den Kreuzgratgewölben ist es ähnlich, mit Ausnahme der Westseite der Westverlängerung. Allerdings verläuft der nordwestliche Grat des nördlichen Westjochs auffällig ungerade, was von einem teilweisen Umbau herrühren kann. Ein teilweise umgebautes Joch gibt es beispielsweise in der Bremer Liebfrauenkirche: Das mittlere Ostjoch der frühgotischen Vierstützenhalle wurde zur Hälfte ersetzt, als die Kirche 1407 ihren heutigen Chor erhielt.

Die südliche Einengung der westlichen Domkrypta ist seit dem vollständigen Ersatz des Südturms in gleichmäßigen geglätteten Sandsteinquadern ausgeführt und nicht mehr zu beurteilen.

Auf der Nordseite wurde die im Bereich des alten Westjoches, heute alo zweiten Joches von Westen die Nordwand bei Salzmanns Domerneuerung im Material erneuert und außerdem die von Bippen dargestellte kleine rechteckige Nische in der Rückwand der großen rundbogigen Nische verschlossen. Ansonsten sind große Teile des Mauerwerk aus mehreren Bauphasen original erhalten, was interessante Rückschlüsse auf die Baugeschichte ermöglicht:
Die alten Begrenzung der romanischen Westkrypta liegt auf der Nordseite in den beiden heute östlichen Jochen zutage, auf der Südseite im heute östlichsten Joch. Das Mauerwerk besteht hier aus relativ kleinen Sandsteinquadern (Breiten 30–40 cm, Höhen 9–15 cm) mit ungeglätteter Oberfläche. An der Grenze zwischen den Jochreihen stehen Wandsäulen,
deren dreiviertelrunder Schaft und der große Wandquader dahinter jeweils Teile desselben Steinblocks sind. Durch die nördliche derartige Wand schlängeld sich kurz vor ihrer Westgrenze eine vertikale Baunaht.

Wandbündige Säulen an der
ehemaligen Westwand


Wandständige Säule(n) in
der nördlichen Nische


Wandbündige Säule an der
östlichen (alten) Nordwand


Wandbündige Säulen an der
östlichen (alten) Südwand

Beim Beginn des Turmbaus wurden die Südwand des Nordturms und die Nordwand des Südturms in ihren östlichen Dritteln auf die Seitenwände des romanischen Westchors gestellt, und im gleichen Zug der Chor um die beiden westlichen Drittel der Turmwände verlängert. Später bemerkte man eine Überlastung der alten Chorwände. Um die Stabilität zu verbessern, verstärkte man die Nordwand der Krypta durch zwei Strebepfeiler, die eine rundbogige Nische einrahmten, welche man mit zwei Säulen schmückte. Sie wäre geeignet für eine Heilgenskulptur oder einen Altar gewesen, aber über die Nutzung gibt es keine Überlieferung.
Die Höhen der Säulenschäfte liegen mit 129,5 cm bzw. 131 cm im unteren Bereich der übrigen Schafthöhen (130–136 cm). Auch die Dicken sind etwa gleich. Die Säulentrommeln sind vollständig, die Säulen stehen also frei. Wenn es umgenutzte Säulen sind, müssen sie auch an ihren früheren Aufstellungsorten frei gestanden haben, im unterschied zu den wandbündigen Säulen an den alten Längswänden und der alten Westwand der Krypta. Wenn sie vorher zu beiden Seiten des Apsisbogens (siehe Rosenau) gestanden haben, kann diese prominente Position Grund für einen höheren Aufwand gegeben haben. Es mag allerdings, aus seit der entsprechenden Wandverbreiterung nicht mehr erkennbarem Zusammenhang, auch an Nordwestecke und Südwestecke der alten Westjoche wandständige statt wandbündiger Säulen gegeben haben. Nach dem Bereich um die Nische verstärkte man in zwei Phasen die Grundmauern weiter westlich durch Vorsetzen einer Mauer im Nordschiff der Krypta (im Südschiff wahrscheinlich analog). Das Mauerwerk der ersten Phase ist relativ regelmäßig und geglättet. Es wird im Westen durch eine senkrechte gerade Baufuge begrenzt.
Das Mauerwerk der zweiten Phase ist im unteren Teil sehr unregelmäßig. Darüber steht eine Reihe regelmäßiger Steinquader, aber mit Ausbrüchen, und darüber liegt ein Gesims. – Oberhalb davon wurde das Mauerwerk wohl von Salzmann ersetzt. Das ganze wirkt wie eine Kombination von schlecht vorbereiteten und von wiederverwerteten Steinen, wieder passend zum provisorische beendeten Umbau des frühen 16. Jahrhunderts. Dieses Mauerwerk reicht bis in die Westwand. Indem es das Fenster, das zeitweilig eine Tür war, nach Norden begrenzt, ist es ein Indiz, dass dieses Fenster eine breitere und bis zum Fußboden reichende Wandöffnung als Vorgänger hatte. Damit ist der Deweis nahezu erbracht, dass sich hier bis 1502 eine Tür befunden hatte, dass also die von Bruyn gemalten Portale in den Türmen und die beiden breiten Bögen vor der Krypta erst beim Umbau des frühen 16. Jahrhunderts geschaffen wurden.
Wenn die Säulen in der nördlichen Nische bei der östlichen Verkürzung der Krypta angefallen waren, lagen die Phasen ihrer Verschmälerung zeitlich nahe bei einander, aber die Bedingungen änderten sich schnell: Zuerst wollte man die Kathedrale verschönern, dann die Sicherung weiter verbessern, zuletzt irgendwie fertig werden.

In der Portalgruppe vor der Krypta können allerdings die Einzelportale nicht so breite Gewände gehabt haben, wie die späteren Turmportale.

Heutige Ostjoche mit alter Nordwand


Eingeengtes westliches Nordschiff


Einengung des alten Westjochs
nach 1888 im Material ersetzt



Abschnittsweise in Folge vorgezogene Nordwand der Westverlängerung


Helen Rosenau:

Als Helen Rosenau 1931 nachwies, dass die Bremer Westkrypta zunächst vier Joche lang war und ihr östlichstes Joch durch späteren Umbau verloren hat, fand sie in der Ostwand des Mittelschiffs der Krypta eine zur Krypta hin halbrunde Apsis, deren Mauerwerk nach außen hin eher einen rechtwinkligen Grundriss hatte. Sehr nahe der Nordostecke fand sie die nördliche Laibung eines Portals mit Ansätzen zweier Stufen einer ins Kirchenschiff hinauf führenden Treppe.
Die Lücken zwischen der Apsis und dem nachgewiesenen Mauerwerk an Nordost- und Südostecke (bzw. den darüber stehenden Pfeilern der Langhausarkaden)
lassen Platz für wesentlich breitere Treppen, als Frau Rosenau angenommen hat.
Die in den 1970er Jahren in dem anschließenden Langhausjoch gefundenen Gräber wurden erst in der frühen Neuzeit angelegt. Damit bilden die archäologischen Befunde keinen Hinderungegrund für die Annahme zweier etwa zwei Meter breiter sanft ansteigender Treppen, wie sie einer Verbindung vom Haupteingang ins Kirchenschiff angemessen waren.




Anderweitige Beispiele für spätgotische Rückgriffe auf die Romanik
Einer anderen Kathedrale in Deutschland wurden ohne jeden Zweifel zu Zeiten der Spätgotik
neoromanische Bauteile angefügt, dem Augsburger Dom.
Dort erhöhte man Südturm 1489 um ein „romanisches“ Vollgeschoss, gestaltete die Giebeldreiecke darüber aber gotsch.
Und der Nordturm erhielt 1556/60 sowohl ein zusätzliches Vollgeschoss als auch Giebeldreiecke in romanischem Stil.



Südturm des Augsburger Doms

Nordturm des Augsburger Doms


Krypta als Eingangsraum?

Krypten waren im Mittelalter nicht unbedingt besonders ruhig, aber üblicherweise heiliger als der Kirchenraum darüber. Daher ist die Option einer Krypta als Eingangsraum ist zweifellos verstörend. Nicht wenige Kirchen hatten vor wenigstens einem Eingang eine Galiläa als Pufferzone, die auch von Personen betreten werden durften, die nicht in den eigentlichen Kirchenraum gelassen wurden. Auch wenn eine Galiläa mit einem Altar ausgestattet war, wie die Galilee Chapel der Kathedrale von Durham, war ihre Wertigkeit derjenigen einer Krypta geradezu entgegengesetzt. Die Raumhöhe einer Galiläa konnte relativ niedrig sein. Krypten mit bedeutenden Reliquien waren mancherorts mittels getrennter Ein- und Ausgänge auf große Besucherströme ausgelegt. Die Bremer Westkrypta wurde 1066 dem Apostel Andreas geweiht, also lange vor der Errichtung der Westtürme ab etwa 1200. Sie beherbergte nie eine Reliquie. Von den drei dort vorgefundenen Gräbern lag eines in der Westverlängerung, war also nicht vor dem Bau der Portalgruppe angelegt worden. Die beiden anderen wurden von Karl-Heinz Brandt (ebenfalls) als spätmittelalterliche Klerikergräber gewertet, Bischofsgräber waren sie nicht. Für den Gründungsbischof Willehad gab es eine Grabkapelle südlich des Doms, die ab dem 14. Jahrhundert als Pfarrkirche für die Laienbevölkerung des Dombezirks diente. Die frühen Bischöfe und Erzbischöfe wurden im östlichen Teil des Mittelschiffs bestattet, Erzbischof Adalbert isoliert in der Ostkrypta, an einer durch vier umstehende Pfeiler hervorgehobenen Stelle. Insofern war die Andreaskrypta nicht heiliger als irgendeine andere Kapelle. Trotz ihrer ursprünglichen Anlage als Krypta bedeutete ihre Umnutzung als Eingangsraum hier keine Aufgabe etablierter hochrangiger Funktionen. Die kleine Apsis in der Ostwand konnte weiterhin in würdiger Weise den Andreasaltar präsentieren.

Eine geräumige Verbindung zwischen Krypta und Schiff findet sich in der Kathedrale von Modena. Dort is es allerdings eine Ostkrypta, deren Altar am dem Schiff abgewandten Ende liegt.

Die heutigen Kryptentreppen des Brandenburger Doms sind nach archäologischem Befund rekonstruiert. Die schöpfen allerdings nicht die ganze Breite der Kryptenseitenschiffe aus und enden an ihren oberen Enden in Bögen geringer Höhe.




Kathedrale von Modena, mit Blick in die Krypta


Brandenburger Dom: eine
der beiden Treppen aus dem
Hauptschiff in die Krypta

Brandenburger Dom:
Treppe aus der Krypta
zum Hauptschiff

Fragen zur Vorgeschichte
des Bremer Doms
Wenn vom frühen 13. Jahrhundert bis um 1500 die Westkrypta als Vorraum zum Kirchenschiff diente, wirft das die Frage auf, seit wann sie diese Funktion hatte.
Wenn sie für diesen Zweck errichtet wurde, ergibt sich Verwunderung, warum man sie als Krypta bezeichnete un dem Heiligen Andreas weihte. allerdings wird die Vorhalle der Kathedrale von Durham ausdrücklich als Galilee Chapel, also als eine Kapelle, bezeichnet und enthält auch einen Alter. Andererseits steht Galilee für „außerhalb der eigentlichen Kirche“, während im Bremer Dom eine Erwähnung der Ostkrypta als vetus crypta (alte Krypta) impliziert, dass auch die Westkrypta zunächst für die übliche Nutzung als Krypta angelegt wurde.
Also ist wahrscheinlicher, dass der Bremer Dom, wie mehrere andere doppelchorigen Kirchen, zunächst nur seitliche Eingänge hatte. Damit wäre die Portalgruppe zusammen mit den Westtürmen angelegt worden, indem man eine Zweiturmfront mit Westportal anstrebte. Die Verbindung zwischen einer Krypta und dem Kirchenschiff wurde auch anderorts einmal oder mehrmals umgebaut.


Quellen:

Adam von Bremen:
Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum
in moderner Umschrift mit lateinischem Vorwort von Georg Waitz (1813–1886) (webarchive.org)


Wilhelm von Bippen:
Neue Untersuchungen zur Baugeschichte des Doms
in: Bremisches Jahrbuch, 14. Band (1888), S. 177–208 (dazu als Anhang Tafeln I–VII),
verfügbar im Lesesaal des Staatsarchivs Bremen und digital bei der Bayerischen Staatsbibliothek München

Helen Rosenau:
Zur mittelalterlichen Baugeschichte des Bremer Doms
in: Bremisches Jahrbuch, 33. Band (1931), S. 1–36 (dazu eingestreut Tafeln 1–13),
verfügbar im Lesesaal des Staatsarchivs Bremen und digital bei der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen

Karl Heinz Brandt (Hg.):
Ausgrabungen im St.-Petri-Dom zu Bremen
Vorläufiger Bericht, Bd. 2
Die Gräber des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Stuttgart 1988 E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller)
ISBN 3-510-65121-9
verfügbar im Bremer Domarchiv

Reinhard Karrenbrock:
Westfalen – Bremen – Niederlande: westfälische Bildhauer des späten Mittelalters in Bremen,
in: Jahrbuch 1995/96 Wittheit zu Bremen: Bremen und die Niederlande, S. 40–42–61
(nicht Bremisches Jahrbuch!)
verfügbar im Lesesaal des Staatsarchivs Bremen

Dieter Bischop:
Am Rande der Domburg. Vorbericht über die Grabung 2002 auf dem historischen Marktplatz von Bremen.
in: Eilbracht, Heidemarie / Brieske, Vera / Grodde, Barbara (eds.): Itinera Archaeologica. Vom Neolithikum bis in die frühe Neuzeit. Festschrift für Torsten Capelle zum 65. Geburtstag,
Internationale Archäologie – Studia honoraria 22 (2005), 9-23, Rahden


Fußnote:

(*) Das anonyme und undatierte Ölgemälde der Turmruine zeigt auf der Ostwand des Turms deutlichen Vegetationsbewuchs, nicht aber auf dem Schutt im Turm und nicht auf der Westwand.
Als gemalte Darstellung eines Gebäudeteils ist das Sujet vergleichsweise selten. Im Unterschied bekannten Ruinenbildern des 17. Jahrhunderts, beispielsweise aus Rom die Bilder von Johann Lingelbach (1622–1674), sowie einer Tuschezeichnung zwischen 1640 und 1650 von Leonardo Scalglia und einer Zeichnung aus den 1650er Jahren von Pieter de Molijn, und im Unterschied zu romantisch gestimmten Ruinengemälden des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts, zeigt es außer etwas blauem Himmel mit Wolken so gut wie keine Stimmung. Der Schattenwurf stammt von einem nicht mit abgebildeten Haus.

→ Impressum